Dienstag, 8. Juli 2014

Neues im Streit zwischen GEMA und Youtube

Musikwirtschaft – Was hat Deutschland mit anderen Tyrannenstaaten gemeinsam, außer natürlich den Alleinherrscheranspruch eines Sonnenkönigs (bzw. -königin)? Genau, im Internet sind Dinge gesperrt. In diesem Fall geht es allerdings bekanntlich nicht um politisch kritische Inhalte, sondern um die Verwertungsrechte. Seit Jahren können sich Youtube (Google) und die GEMA nicht über akzeptable Modalitäten einigen. Youtube wirft Brotkrumen hin und sagt Clips seien schließlich auch Werbung, und die GEMA will ein ordentliches Kuchenstück, weil ansonsten diverse Schlagerstars Hunger leiden müssen.

So weit, so bekannt. Wie uns aus zuverlässigster Quelle zugetragen wurde, eskaliert der Streit hinter (noch) verschlossenen Türen zunehmend. Schon die Organisation dieser Treffen türmt unüberwindbare Hürden auf. Google will nur einen Gut & Günstig All-Inc-Sparpreis für eine ostdeutsche Kaschemme bezahlen, während die GEMA auf das Ritz Carlton und akkurater Abrechnung aller verzehrten Schnittchen besteht. Vermittler haben das ibis vorgeschlagen mit Flatrate-Buffet, aber Getränke jeder einzeln. Der Kompromiss wurde allerdings von beiden Parteien als inakzeptabel abgelehnt.

Donnerstag, 3. Juli 2014

CDU wehrt sich gegen Vereinnahmung durch die Toten Hosen

Proletenmusik/Wahlkampf – Lange ist es her, da waren Punks und Spießer natürliche Feinde. Diese eigentlich ewige Feindschaft hat sich schon seit geraumer Zeit gewandelt, und es kam zu schrecklichen Szenen, in denen Menschen und Politiker aus der CDU sich lautstark am Ouevre der Toten Hosen bedienten (unser unseriöser Mutterblog berichtete).

Seitdem ist einige Zeit ins Land gegangen, und es kommt wie es kommen musste. Mittlerweile trägt man in der Union Hipsterbrillen, und die neuen Werke der Toten Hosen gleiten in die Helmutkohlhaftigkeit ab. War es bei 'Tage wie dieser' noch so, dass der dröge Song dankbar von der CDU angenommen wurde und sich die Hosen darüber beschwerten, ist es bei den frisch geleakten, neuen Aufnahmen die CDU, die sich beschwert und hintergangen fühlt.

Das Album 'Keine Experimente' ist noch nicht erschienen, und schon ist die Aufregung groß aufgrund durchsickernder Informationen über Textfragmente wie „Mutti mag manch Gutes sagen, doch wir wollen Helmut wiederhaben“. Ähnlich kanzlerinnenfeindlich ist das Stück „Alle Wege des Kommunismus führen nach Moskau“. Der Titel verspricht zwar durchaus inhaltliche Übereinstimmungen mit der CDU-Parteilinie, allerdings wird die Liedzeile fortgesetzt mit „und manchmal in die andere Richtung, denn die schlimmsten von ihnen studierten nur dort“. Solche konservativen Haltungen verstören die Merkel-CDU zutiefst, sodass man sich gezwungen sehen wird sich von den Hosen und ihrem schleichenden Konservatismus zu distanzieren.

Nachtrag: Möglicherweise hat sich auch die SPD zu Wort gemeldet, denn sie waren ähnlich begeistert vom Schaffen der Hosen in den letzten Jahren, doch aus Gründen der kompletten Unwichtigkeit werden ihre Pressemitteilung von der Redaktion nicht zur Kenntnis genommen.

Morrissey wird altersmilde

Indieelite – Morrissey hat in seiner langen Karriere schon so manches mal für Krawall gesorgt, doch die Altersmilde scheint auch an jenem streitbaren Genie nicht vorbei zu gehen. Es geht um den Mann, der noch in den 80er Jahren in seinen Texten Margaret Thatcher auf der Guillotine sehen wollte, in den 90ern die Morddrohungen gegen ein ehemaliges Bandmitglied der Smiths richtete (und dementsprechendes Lied auf dem Index landete), sowie in den Klojahren George W. Bush öffentlich den Tod wünschte. Seine Auslassungen zu Monarchie, Tierrechten und Rassismus bescherten ihm ebenfalls reichlich Bekanntheit über seine Fangemeinde hinaus.

2014 scheint alles Schnee von gestern zu sein. Sein aktuelles Album 'World Peace is none of you business' zeigt eher eine introvertierte, zärtliche Seite. Das Titelstück ist eine nette Danksagung an die harte Arbeit der Polizei weltweit. In 'The Bullfighter dies' zeigt er Mitgefühl für den armen Stierkämpfer, der bei der Ausübung seines Berufes unter dem Spott der Massen sein Leben lassen muss, und 'Kick the bride down the aisle' wirbt für ein liebevolles Miteinander in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Es wurden bereits Stücke für die nächste Veröffentlichung aufgenommen, darunter 'All meat-eaters should drown in their own vomit', ein sehr einfühlsames Lied, welches für Toleranz und ein Miteinander unterschiedlicher Wertvorstellungen wirbt. Als größter Hit seit 'Candle in the wind' wird allerdings das ebenfalls noch unveröffentlichte Stück 'All Royals are horrible dictators' gehandelt, in dem er die glückliche Liebe von Kate und William besingt und ihnen alles Glück der Erde wünscht.

Einem Ausnahmekünstler wie Morrissey werden sicherlich spätestens nach der Veröffentlichung von 'All Royals are horrible dictators' seine früheren Sünden vergeben werden.

Ein Ritterschlag zum Sir Morrissey ist nicht ausgeschlossen.

Helene Fischer covert Heino

Schlagerwelt/Echo – Der durchschlagende Erfolg von Heinos letztem Album „Mit freundlichen Grüßen“ bei den sogenannten 'jungen' Menschen zieht weite Kreise. Insbesondere 'Junge', seine Protesthymne gegen alte Menschen, ist ein Gassenhauer und katapultierte Heino auf einen Schlag in die Riege der angesagtesten Künstler bei Jugendlichen. 

Um diesen wichtigen Markt der 14-29 Jährigen zu gewinnen, müssen jetzt selbst etablierte Stars der Szene nachziehen. Im Schlepptau von Heinos Erfolg bei der Jugend plant nun Helene Fischer wiederum ein Heino-Coveralbum herauszubringen, um die jugendliche Zielgruppe für sich zu gewinnen. Berechenbar, aber ganz oben auf der Wunschliste stehen natürlich 'Schwarzbraun ist die Haselnuss', 'Blau blüht der Enzian', sowie der zukünftige Partysmasher 'Karamaba, Karacho, ein Whiskey'. Musikalisch wird das Album liebevoll mit Drumcomputer und den fetzigsten Keyboard-Sounds arrangiert. 

Andere Sternchen der Szene wollen sich diese Chance ebenfalls nicht entgehen lassen. Andrea Berg nimmt sich der Klassiker von Vader Abraham an. Neuinterpretationen des 'Lied der Schlümpfe' sowie seinem damaligen Nachfolgehit 'Was wird sein, fragt der Schlumpf' sollen die Kassen beim kurz bevorstehenden 90er Jahre Schlumpf-Revival füllen. Eine MP3-Schlumpfliedbeschleunigungs-App für ITunes und Spotify ist bereits in Arbeit und wird 2015 von keiner Party wegzudenken sein. 

Stefanie Hertel wird sich ebenfalls am Repetoire angesagter, erfolgreicher alter Männer bedienen und noch vor Weihnachten 'Rock me like a hurricane', ihr Tribut an die Scorpions, veröffentlichen. Stefan Mross bläst auf dem dazugehörigen Album selbstverständlich in jedem Lied Trompetensoli, um den ursprünglichen Charakter des eigentlichen Metiers nicht völlig aus den Augen zu verlieren, und natürlich auch um die eigentliche Stammklientel vom jugendlicheren Repertoire zu überzeugen.